Ein Inhalt wird verneint, indem der Wahrheitsgehalt einer Aussage durch ein negierendes Element umgekehrt wird. Dies kann auf unterschiedliche Weise wie z.B. mittels Kopfschütteln erfolgen.
In der ÖGS kann ein Inhalt mittels manueller und nicht-manueller Elemente verneint werden. Zu den manuellen Elementen zählen Negationsgebärden verdeutlicht anhand folgender Beispiele: „Er/Sie hat noch nichts gesagt.“ (NOCH-NICHT) „Er/Sie ist nicht gekommen.“ (NICHT bzw. NEIN) „Er/Sie glaubt/denkt (das) nicht.“ (NEIN bzw. DARF-NICHT)
Zu den nicht-manuellen Elementen zählt das Kopfschütteln, das auch ohne Negationsgebärden, wie oben beschrieben, einen Inhalt verneinen kann: „Er/Sie gebärdet/versteht/kommt nicht.“ Hier dient alleinig begleitendes Kopfschütteln zum Verneinen der Äußerung. Aktuelle Forschungsergebnisse zur ÖGS zeigen, dass in natürlichen Diskursen wie Monologen, Dialogen, Überlegungen meist Kopfschütteln auftritt, wenn ein Inhalt verneint wird. Beispielsweise sind Aussagen wie „ich brauche nicht helfen“ oder „keine Kommunikation findet statt“ stets von Kopfschütteln begleitet. Kopfschütteln kann sowohl die gesamte Äußerung („Das Angebot habe ich noch nicht geschrieben.“) als auch nur einen Teil dieser („Der Chef hat mir nicht Bescheid gegeben“ bzw. „die Person hat mir noch nicht geantwortet.“) begleiten. Hierbei tritt das Kopfschütteln meist mit der Verb- und Negationsgebärde auf. Insbesondere zeigt sich, dass verneinte Fragen („Verstehst du (es) nicht?“ bzw. „Hat die Person noch nicht geantwortet?“) sowie Wenn-Sätze in Bedingungssätzen („Wenn ich das Auto nicht zum Starten bringe, nehme ich den Bus.“ bzw. „Wenn ich nicht arbeiten muss, fahre ich in den Urlaub.“) durchgehend von Kopfschütteln begleitet werden. (Der unterstrichene Teil der Beispiele wird jeweils von Kopfschütteln begleitet.) Negation bedeutet, dass der Inhalt einer gebärdeten Äußerung verneint wird. Konkret heißt dies, dass ein positiver (assertiver) Inhalt einer Äußerung durch ein Negationselement wie beispielsweise Kopfschütteln verneint wird. So kann etwa die neutrale Aussage „eine Person kommt“ mittels begleitendem Kopfschütteln verneint werden: „Ein Person kommt nicht“. Ein weiteres Beispiel zeigt, dass eine positive Aussage wie „eine Person gebärdet“ von Kopfnicken, während die negierte Aussage „eine Person gebärdet nicht“ von Kopfschütteln begleitet wird. So wird auch im folgenden Beispiel die bejahende Äußerung „der kleine Bub schreibt“ (begleitet von Kopfnicken) der verneinten Äußerung „das kleine Mädchen schreibt nicht“ (begleitet von Kopfschütteln) gegenübergestellt. Der Inhalt einer Aussage kann im Allgemeinen auf zwei unterschiedliche Arten verneint werden: Entweder wird die gesamte Äußerung bzw. ein Teil der Äußerung von Kopfschütteln begleitet oder das Kopfschütteln als Verneinungselement wird der Aussage nachgestellt. Im Beispiel „das Baby ist gehörlos“ wird zuerst die Aussage durch begleitendes Kopfschütteln verneint, während im Anschluss dieselbe Äußerung durch ein Kopfschütteln nach der Aussage negiert wird.
Kontrastieren aufgrund negativer bzw. positiver Bewertung
Aufeinander folgende Sätze bzw. Satzteile können in einer (semantisch-logischen) Beziehung zueinander stehen. Hierbei kann einer der Sätze/Satzteile negative bewertet sein, während der zweite Satz/Satzteil positiv wahrgenommen wird. Eine positive Bewertung, geäußert in einem der aufeinander folgenden Sätze/Satzteile, kann auf einem positiven Gefühl oder Vorteil beruhen, welches/r mit dieser Äußerung in Verbindung gebracht wird. Eine negative Bewertung, geäußert in dem anderen der aufeinander folgenden Sätze/Satzteile, kann auf ein negatives Gefühls oder einem Nachteil basieren. Die Reihenfolge der positiv bzw. negativ bewerteten Sätze/Satzteile spielt dabei keine Rolle, sie kann variiert werden. Dieser positiv-negativ Kontrast kann mit nicht-manuellen Sprachmitteln in der ÖGS ausgedrückt werden. Mittels Kopfnicken, das den als positiv bewerteten Satz(teil) begleitet, wird die positive Bewertung ausgedrückt, während mittels Kopfschütteln, das den als negativ bewerteten Satz(teil) begleitet, die negative Bewertung kennzeichnet wird. Dies verdeutlichen folgende Beispiele: „Ich war Vereinsobmann, aber dafür fehlt mir nun das Interesse.“ In diesem Beispiel wird die vormals als positiv bewertete Tätigkeit als Obmann nun mangels Interesse als negativ empfunden. Diese Interpretation kann auf folgende Beispiele angewandt werden: „Ich bin kein Volleyball-Fan, ich mag Fußball lieber.“ „Wenn die Almhütte geöffnet ist, setze ich mich gerne hinein. Wenn sie geschlossen ist, gehe ich heim.“ (Die unterstrichenen Teile werden von Kopfschütteln begleitet.)
Kontrastieren mittels der Gebärden SOWIESO und LIEBER
Negativ oder positiv bewertete Sätze bzw. Satzteile, die miteinander in Beziehung stehen, können auch durch die Gebärden SOWIESO und LIEBER verbunden sein. Hierbei werden nur diese Gebärden von schnellen, klein ausgeführten Schüttelbewegungen des Kopfes begleitet wie die folgenden Beispiele verdeutlichen: „Egal ob die Hütte offen oder geschlossen ist, lieber gehe ich heim.“ „Egal ob ich den Computer repariere oder nicht, er bleibt sowieso kaputt.“ (Die Wörter, die sich auf die Gebärden SOWIESO und LIEBER beziehen, welche von einem Kopfschütteln begleitet werden, sind unterstrichen.)
positiv - negativ - Kontrast
Aktuelle Forschungsergebnisse zur ÖGS zeigen, dass Ja-Nein-Fragen, wie sie besonders in Dialogen auftreten, häufig von Kopfschütteln (bzw. Nicken) begleitet werden. Hierbei soll jedoch nicht der Inhalt der Aussage negiert (bzw. bejahrt) werden, sondern die/der DialogpartnerIn wird aufgefordert, die Frage zu bejahen oder zu verneinen, wie im Folgenden ersichtlich: „Morgen findet eine Feier im Verein statt. Bist du dabei? (Bedeutung: „Du bist doch dabei, oder?“ Der unterstrichene Teil wird in der ersten Ausführung von Kopfschütteln, in der zweiten Ausführung von Kopfnicken begleitet.) Diese Frage wird entweder von einem Kopfschütteln oder einem Kopfnicken begleitet, welches nicht der Negation bzw. Affirmation dient, sondern die Aufforderung darstellt, an der Feier teilzunehmen. In diesen Fällen erfüllen sowohl das Kopfnicken wie auch das Kopfschütteln denselben Zweck.
Im natürlich gebärdeten Diskurs tritt Kopfschütteln auf, welches weder den Inhalt einer Aussage negiert, noch eine negative Bewertung aufgrund eines Positiv-Negativ-Kontrastes impliziert, sondern der Verstärkung bzw. Intensivierung eines bestimmten Inhalts dient. Hierbei werden einzelne Gebärden wie beispielsweise „wahnsinnig“, „unglaublich“ etc. von schnellen, klein ausgeführten Schüttelbewegungen des Kopfes begleitet, um der Aussage einen starken Ausdruck zu verleihen. Das anschließende Beispiel zeigt das beschriebene Phänomen: „Mein Sohn zeichnet unglaublich gut! Wie ein Profi!“ (Die unterstrichenen Teile werden von Kopfschütteln begleitet.)
Im natürlich gebärdeten Diskurs tritt Kopfschütteln auf, welches weder den Inhalt einer Aussage negiert, noch eine negative Bewertung aufgrund eines Positiv-Negativ-Kontrastes impliziert. Vielmehr löst eine als negativ empfundene Gebärde ein negatives Gefühl aus, welchem mittels Kopfschütteln Ausdruck verliehen wird. Beispiele dafür sind etwa „geschlossen sein“, „gestrichen werden“ oder „abgesagt werden“. (Die unterstrichen Aussagen werden von Kopfschütteln begleitet.) Durch das begleitende Kopfschütteln werden die Gebärden nicht negiert (im Sinne von „etwas ist nicht geschlossen“), sondern das Kopfschütteln verweist auf die damit verbundene negative Emotion. Das Kopfschütteln ist nicht an bestimmte Sätze/Satzteile gebunden. Es tritt im Kontext der negativ empfundenen Gebärde auf. Auch die Intensität der Schüttelbewegung variiert nach Kontext und individuellem Stil. Das folgende Beispiel zeigt das beschrieben Phänomen auf: „Wir haben geplant, einen Ausflug mit dem Bus zu machen. Dafür müssen sich 30 bis 40 Personen anmelden. Bis dato haben sich nur zehn Personen angemeldet. Wenn dies so bleibt, sagen wir ab.“ (Der unterstrichene Teil wird von Kopfschütteln begleitet.)