Sprache:
Deutsch
Englisch

a.) Inhalt bejahen

Assertion bzw. Bejahen bedeutet, dass der Inhalt einer gebärdeten Äußerung als richtig und wahr dargelegt wird. Um beispielsweise auszudrücken, dass die Aussage „Ich bin tatsächlich 29 Jahre alt“ definitiv wahr ist, wird die gesamte Äußerung von Kopfnicken begleitet. Dieses sprachliche Instrument dient dazu, einen Sachverhalt als richtig und wahr darzustellen. Als zusätzliche Indikatoren können Gebärden wie JA, STIMMT, WAHR oder SICHER zur Bejahung eingesetzt werden.

Anhand der folgenden Kontexte (Kontext 1 – 5) wird der Einsatz von assertivem Kopfnicken dargelegt.

 

 

Kontext 1

Assertives Kopfnicken wird benutzt, um zu verdeutlichen, dass ein gegebener Inhalt einer gebärdeten Äußerung als richtig und wahr verstanden werden soll, wie in den folgenden Beispielen ersichtlich:
Eine Person berichtet über das letzte Gehörlosentreffen und erwähnt, dass wirklich viele Personen anwesend waren. Mittels begleitendem Kopfnicken wird herausgestellt, dass „tatsächlich viele Personen zusammen kamen“ (ausgeführt mit den Gebärden JA / WAHR VIEL PERSON++ ZUSAMMEN-KOMMEN JA+).
Ich arbeite wirklich schon zwölf Jahre in der Firma. Mittels begleitendem Kopfnicken wird herausgestellt, dass „eine Person tatsächlich seit zwölf Jahren in einer Firma arbeitet“ (ausgeführt mit den Gebärden ICH SCHON ZWÖLF JAHR FIRMA ANSTELLEN ARBEITEN / WAHR).

 

Kontext 2

Soll eine Aussage als befürwortend/bejahend seitens der sich äußernden Person dargelegt werden, kann dies durch den Einsatz von Kopfnicken zu bestimmten Gebärden geschehen. Vor allem in Verbindung mit Äußerungen wie „ich sage dir“, „ich empfehle dir“ oder „ich bin mir sicher, dass“ wird durch Kopfnicken der positive Gehalt der Äußerung unterstrichen. So zum Beispiel empfiehlt eine Person den Vortrag der Pensionsversicherung zu besuchen. „Ich empfehle dir“ (ausgeführt mit den Gebärden JA ICH EMPFEHLEN) wird von Nickbewegungen des Kopfes begleitet.)

 

Kontext 3

In natürlichen Kontexten wie beispielsweise in Dialogen oder Monologen werden Modalverben wie „können“, „müssen“ oder „sollen“ meist von Nickbewegungen überlagert. Dieses Nicken kann einmalig oder auch mehrmalig ausgeführt werden, wie das folgende Beispiel in zwei unterschiedlichen Ausführungen zeigt:
Einer kranken Person wird dringlich empfohlen zum Arzt zu gehen. Die Gebärde SOLLEN in „du sollst zum Arzt gehen“ kann entweder von einfachem oder mehrfachem Kopfnicken überlagert werden und verdeutlicht somit die Dringlichkeit.

 

Kontext 4

In Konditionalsätzen (Wenn-Dann-Sätzen) in der ÖGS kann einmaliges Kopfnicken den Folgesatz (beginnend mit „dann“) einleiten. Im Beispiel „Wenn die Hütte offen ist, dann gehe ich hinein“, wird der Folgesatz durch Kopfnicken eingeleitet. Das Kopfnicken reicht aus, Gebärden wie JA oder DANN werden zum Einleiten des Folgesatzes nicht benötigt. Ist der Folgesatz jedoch verneint (zum Beispiel: „Wenn diese Person da ist, kann ich nicht kommen“), so kann dieser nicht mittels Kopfnicken eingeleitet werden. Negierte Sätze werden von Kopfschütteln begleitet.

 

Kontext 5

Um einen Inhalt einer Äußerung zu spezifizieren, werden in der ÖGS gerne Konstruktionen verwendet, die die vertiefende Information nachstellen. Durch Kopfnicken wird die neue beziehungsweise vertiefende Information eingeleitet. Diese Konstruktionen treten gerne in Unterrichtssettings auf, wenn beispielsweise ein neuer Begriff eingeführt wird. Hierbei wird häufig auf die Gebärdenfolgen INHALT WAS oder BEDEUTET WAS zurückgegriffen, bevor das Nicken und die neue Information beziehungsweise Begrifflichkeit folgen.

Das folgende Beispiel soll diese verdeutlichen: „Das Gehörlosentheater thematisiert das Leben von Helen Keller.“ (Hierbei geht dem Namen, welcher die spezifizierte Information darstellt, ein Nicken voran. The ausgeführten Gebärden sind: IX GEHÖRLOS THEATER INHALT WAS Kopfnicken h-e-l-e-n k-e-l-l-e-r)


b.) negativ - positiv

Kontrastieren aufgrund negativer und positiver Bewertung

Aufeinander folgende Sätze beziehungsweise Satzteile können in einer (semantisch-logischen) Beziehung zueinander stehen. Hierbei kann einer der Sätze/Satzteile negative bewertet sein, während der zweite Satz/Satzteil positiv wahrgenommen wird. Eine positive Bewertung, geäußert in einem der aufeinander folgenden Sätze/Satzteile, kann auf einem positiven Gefühl oder Vorteil beruhen, welches/r mit dieser Äußerung in Verbindung gebracht wird. Eine negative Bewertung, geäußert in dem anderen der aufeinander folgenden Sätze/Satzteile, kann auf ein negatives Gefühls oder einem Nachteil basieren.
Dieser positiv-negativ Kontrast kann mit nicht-manuellen Sprachmitteln in der ÖGS ausgedrückt werden. Mittels Kopfnicken, das den als positiv bewerteten Satz(teil) begleitet, wird die positive Bewertung ausgedrückt. Dies verdeutlich das folgende Beispiel:
„Ich sitze zuhause, mir ist langweilig und ich weiß nicht was ich machen soll. Ich könnte ja auf diese Party gehen.“ (Der unterstrichene Teil wird durch Kopfnicken positiv bewertet.)
Aufgrund der durchgeführten Korpusanalyse von ÖGS-Videomaterial konnte festgestellt werden, dass zwei unterschiedliche konnotierte Satzteile (einer negativ, einer positiv) durch entsprechendes Kopfnicken bzw. –schütteln angezeigt werden. Die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle, sie kann variiert werden. Ein Beispiel verdeutlicht die unterschiedlichen Kopfbewegungen:
„Ich freue mich in den Gehörlosenverein zu gehen, doch leider ist kaum jemand dort.“ (Der unterstrichene Teil wird durch Kopfnicken positiv konnotiert, während der nicht-unterstrichene Teil durch Kopfschütteln angezeigt wird.)


c.) zustimmen

Zustimmung geben im Dialog

In gebärdeten Dialogen zeigt sich, dass der Dialogpartner meist der Person, die gebärdet, ihre Zustimmung beziehungsweise ihr positive Haltung dem Gegenüber ausdrückt.
Diese Haltung wird unter anderem dadurch ausgedrückt, indem die/der DialogparnterIn regelmäßig mit dem Kopf nickt.

Die folgenden Beispiele sollen dieses Gesprächsverhalten verdeutlichen. (Die unterstrichenen Teile kennzeichnen jeweils jene Passagen, welche von Kopfnicken begleitet werden.)

Person A: „Hast du schon in der Zeitung gelesen, dass diese Schauspielerin schwanger ist?“
Person B: „Ja, ja.“
Person A: „Aha.“

Person A: „Meine Arbeitsleitung (Computer) geht nicht mehr. Ich werde heimgehen.
Person B: „Ah, ja.“

Wie unterscheiden sich Nickbewegungen, welche das Bejahen von Inhalten anzeigen, gegenüber jenen Nickbewegungen, welche für das Zustimmung in einem Dialog signalisieren?
Assertive (bejahende) Nickbewegungen sind regelmäßiger in ihrer Ausführung. Sie erfolgen einmalig in Form einer starken Nickbewegung oder es sind mehrmalig ausgeführte, regelmäßige Nickbewegungen, welche mit einzelnen Gebärden oder gesamten Äußerungen einhergehen. Beispielsweise kann die Gebärde KANN von einer einmaligen oder mehrmaligen, regelmäßig ausgeführten Nickbewegungen begleitet werden.

Kopfnicken als Zustimmungssignal variiert sehr stark in der Regelmäßigkeit der Bewegungsausführung. Individuell und situativ abhängig werden einmalige oder mehrmalige Kopfbewegungen ausgeführt, welche in ihrer Intensität der Ausführung stark variieren.

(2023-01-14)